Im Jahr 2010 hatte die Kulturwissenschaftlerin Jutta Kraak im schönen Dorf Honau am Fuß des Schlosses Lichtenstein, bekannt auch durch die Olgahöhle und das Hauffmuseum, die Idee Kunst zu präsentieren.
Aber die Kunst sollte nicht in ein dafür gedachtes Gebäude kommen, sondern in die Dorfmitte: Unter Tage, im Keller, in den Tuffsteinkellern.
Tuff ist ein stabiles, leichtes und schönes Naturmaterial, wärmedämmend. Mit diesem besonderen Gestein baute man Schlösser, Kirchen, Häuser und im Lauf des Abbaus auch Keller. Frau Kraak konnte 9 Familien überzeugen, alle 2 Jahre ihre Keller leer zu räumen um 3 Tage lang die gegenwärtige Kultur zu zeigen. Die unterirdischen Räume sind zur flüchtigen Galerie geworden:
Galeries éphémères
2022 sind 12 Jahre vergangen, jetzt, nach einer „Coronapause“, ist die 6. Auflage zu sehen - aber dieses Wunder hat nun ein Ende. Wir können ganz bewusst und stolz sagen:
AU REVOIR
Auf Wiedersehen
"Au revoir" ist das Motto und Thema der Kunst im Tuffsteinkeller 2022.
Zuerst wollen wir das Wort: Revoir – Wiedersehen betonen.
Dafür haben wir die Kellerbesitzer gefragt: Welche Künstler*innen aus den vergangenen Kunstzyklen wollen Sie wiedersehen?
Aus ihren Antworten haben wir 5 Künstler*innen ausgewählt:
Ruth Stützle-Kaiser, Angela Hildebrandt, Susanne Immer, Volker Illi, Rosmarie Weinlich.
Wir werden sehen, wie sie sich entwickelt haben.
Dann ist das Verb: Voir – sehen - infrage gekommen. 2 Teilnehmerinnen, die noch nicht in Honau ausgestellt haben, werden zu sehen sein. So bleiben wir in der Tradition der Kunst im Tuffsteinkeller, immer neue Künstler*innen zu präsentieren:
Buket Aslantepe und Henriette Lempp.
In der Olgahöhle sind zwei Lichtkünstler, die wir wieder bewundern können:
Jan Ahnert und Andreas Martin, poetisch begleitet von der Dichterin Eva Drexler.
Und... die Kultur ist auch oberirdisch zu sehen:
"Voir, regarder les rêves." Filzstift und Kamera sind für Chris Mennel die Werkzeuge, um ein Traumzimmer im Erdgeschoss des Rathauses zu zaubern; anstelle administrativer Realitäten erscheint eine traumhafte Welt.
In Kooperation mit dem Organisationskomitee zeigen wir:
Die Ausstellung „Stil(l)gelegt“ in der alten Schreinerei mit den Künstler*innen: Peter Häußler, Birgit Hartstein und Sabine Heid. Sie werden ihre neuen Arbeiten präsentieren.
Die Ausstellung „Alte und neue Heimat“ in der Galluskirche; Künstler*innen:
Khadija Al Ghanem und Gerhard Speckner. Außerdem sehen Sie die „Säulen der Vielfalt“ der Künstler*innen des Kulturparks RT-Nord, Habila.
Noch ein kleines Bonbon: das Hauffmuseum ist geöffnet; am Samstag gibt es dort eine Lesung von Petra Zwerens, am Sonntag kommt die Märchenerzählerin Sigrid Maute.
Au Revoir: Mit dem Ende der Abschlussperformance von Anke Zapf-Vaknin und Adrian Oswalt schließt der Zyklus „Kunst im Tuffsteinkeller“ am Sonntag, den 10. Juli 2022 um 19:00 Uhr.
Die Kuratoren, Gabriele Eberspächer und Serge Le Goff, die Sie schon 2016 erlebt haben und die dieses Mal gemeinsam einen der Keller arrangieren, sind für die letzte KiT wieder gewählt worden, um ein unvergessliches „Auf Wieder-sehen“ zu gestalten.
Au Revoir - bis bald.
Bleiben nur Schattenwesen?
Auch sie sagen „Au revoir“, möglicherweise sogar „adieu“: Fischadler, Eisbären, Pinguine, Gorillas, Wale, Delfine, Tiger, Löwen, Geparden, Antilopen und viele andere stehen auf der Liste der bedrohten Tierarten. Werden sie bald nur noch als schattenhafte Erinnerungen im Menschheitsgedächtnis überdauern? - Wissenschaftler sagen, dass zurzeit das größte Massenaussterben seit dem Zeitalter der Dinosaurier stattfindet. Auch die Kleinstlebewesen sind davon betroffen. Den bedrohten Kreaturen ist unsere gemeinschaftliche Installation gewidmet.
Material und Technik:
Pinselzeichnungen mit lichtreaktiven Farben auf transparentem Acrylglas von Gabriele Eberspächer, Licht von Serge Le Goff. Die mit einem gewissen Abstand zur Kellerwand installierten, an Darstellungen in alten Tierlexika erinnernden Zeichnungen auf dem transparenten Trägermaterial rastern das Licht auf. Somit entstehen die Zeichnungen auf den Kellermauern neu als immaterielle, bunte, sich teilweise mehrfach überschneidende Schattenprojektionen.
„… Strukturen, erspürte Bedingungen oder Kräfte übersetzt Susanne Immer in farbig reduzierte Zeichnungen auf Papier oder Leinwand, als Objekte im Raum oder als Installationen. Dabei treten Stabilitäten und Labilität in ein Wechselspiel. Energiebündel, Energiefelder oder noch ruhende Energiezustände, die jederzeit aktiviert werden können, überschreiten scheinbar gesetzte Grenzen...“
Dr. A. Eichler
Die Lichtinstallation Zeit-spannen greift den oben skizzierten Ansatz auf, Lichtlinien im Raum zu spannen und im Raum ihr Werden und Vergehen, als wiederkehrender Prozess zu durchleben.
In einer zeitlichen Abfolge, gesteuert durch eine Zeitschaltuhr, wird die „Zeichnung“ energetisch aufgeladen. Das fluoreszierende Linienmaterial speichert das Licht und wird, nachdem das Impulslicht nach wenigen Minuten erlischt, erst im Raum sichtbar. Die Leuchtkraft der Linien, erst intensiv, nimmt langsam ab und „verschwindet“ im dunklen Raum, bis sich das Impuls gebende Licht wieder in Gang setzt und dieser Prozess von neuem beginnt.
Folgende Begriffe haben mich bei der Entwicklung der Installation geleitet:
Zeit-spannen:
Raum + Zeit in Veränderung – Energiebündel, Energiefelder, noch ruhende Energiezustände – strömen – dann und wann – darüber hinaus – Luftraum – unausweichlich – hell und dunkel – Takt der Linie – Wandelung – Raumlinien – Wendepunkt – Zeitstrom – Zeit: Linienbündel – Liniendialoge – innere Bewegung – Bewegung in stetiger Veränderung – Zeitspannen – Zeit spannen.
Material:
Zeit-spannen: Fluoreszierende Bänder, Lichtquelle
Loop: Aluminium, pulverbeschichtet
I wandered lonely as a cloud
Würden wir nicht alle gerne auf Wolke 7 schweben, im siebten Himmel sein? Angeblich ist der Himmel geschichtet, auf der siebten Schicht thront Gott. Göttlichkeit, Entrücktheit, Freiheit. Wolken
inspirierten Künstler zu allen Jahrhunderten, wie William Wordsworth 1804 zu dem Gedicht „I wandered lonely as a cloud“ Etwa zeitgleich veröffentlichte Luke Howard seine Schrift „On The
Modification of Clouds“. Seither gibt es Stratus, Cumulus und Cirrus, viele Zwischenformen und eine Wettervorhersage. Gleichzeitig setzte ein wahrer Wolkenskizzen- und -malboom ein, den auch
Goethe teilte. Sein Ansinnen war es, die beiden Pole, künstlerische Anschauung und wissenschaftliche Bestimmungslust, zu versöhnen. Trotz erfolgter Kategorisierung bleibt jede Wolke
einzigartig und ihre Entstehung ist auch heute nicht vollständig entschlüsselt. Seit ein paar Jahren hat nun jeder PC dieses fluffige Gebilde als Ikon, DIE CLOUD. Nachrichten, Fotos, Videos,
alles verschwindet darin. Nebulös bleibt, was mit den Daten passiert. Zudem wiegt dieses Wölkchen tonnenschwer. Rund um den Globus arbeiten Milliarden Server in teils gigantischen Rechenzentren
und produzieren ca. 800 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Diverse Suchmaschinen führen inzwischen unter dem Begriff „cloud“ lediglich die technische Version der Datenspeicherung. Es gibt keine
Neutralität der Technologie und keine Wahlfreiheit, sie durchdringt das gesellschaftliche Leben, formt und deutet um, ob wir wollen oder nicht.
Die Installation „I wandered lonely as a cloud“ erzählt vielfältige Geschichten über Wolken. Textfragmente sind zu hören: poetisch, wissenschaftlich, technisch, aus unterschiedlichen Zeiten und
Ländern. Wolken ziehen über das Gewölbe der Kellerdecke, Wolkenzeichen, Wolkengebilde... Komm! ins Offene, Freund*in!
Textperformance: Anaela Dörre und Thea Rinderli vom ITZ (Zimmertheater Tübingen)
Aufnahme: Tonstudio Fabian Schaller
Beflügelt
Typologien, die auf den ersten Blick als hässlich und deformiert empfunden werden, zwingen uns, die Figur noch einmal zu betrachten. In dieser Zeit erleben wir die Emotionalität darin, die
Einsamkeit in der Gesellschaft, aber auch die Begeisterung, Liebe, Übertreibung und Fantasie. Und plötzlich befinden wir uns in einer Ecke dieser Szene.
Apfel und Flügel sind die Markenzeichen Aslantepes. Wir finden ihn nahezu in allen Werken, mal mehr, mal weniger offensichtlich.
Sie will die Betrachter ihrer Werke bewusst in die Irre führen und verwirren. Verschiedene Themen aus unterschiedlichen Epochen würfelt sie collage-artig zusammen. Die Bezüge, die sie in einem
Moment herstellt, zerstört sie im anderen Moment und kontextualisiert sie neu. Sie selbst beschreibt ihre Kunst als provokativ und humorvoll. Die Figuren ihrer Werke sind oftmals an der Grenze
zur Karikatur. In jedem Fall, sei es in den Gemälden oder den Skulpturen, wird ihre hohe Wertschätzung für das Detail deutlich.
Licht: Serge Le Goff
Material: Figuren aus Ton und Pappmaché
Die gespiegelte Interpretation
von Andreas Martin und Jan Ahnert mit die Dichterin Eva Drexler
Eine Fichtenmonokultur nennen wir gerne Wald. Doch bezeichnen wir eine Getreidemonokultur ebenso als Wiese? Die Wirklichkeit erscheint hier lediglich als eine Schnittmenge aus persönlicher Interpretation und vorherrschender Erzählung. Was bleibt von der Gewissheit wenn wir einen Raum betreten, der unserer vorher getroffenen Interpretation widerspricht? Es wird dunkel. Dann bringt irgend jemand das erste Licht und wir glauben zu sehen. Doch Licht ist das perfekte Werkzeug für die Illusion und die Manipulation. Möglicherweise ist genau das der Inhalt von Lichtwellen. Ein Wendepunkt zu sein – zwischen der Materie und dem Nichts. Möglicherweise ist genau das der Inhalt dieser Licht-Installation in der Olgahöhle.
Inspiriert von der Örtlichkeit und dem Song "Orange Suns" von Anne Clark wird Eva Drexler ihre Performance "Urnatur" aufführen. Ihre eigens dafür verfassten Gedichte gedeihen prächtig im künstlerischen Licht auf der organischen Höhlenstruktur.
Nun kommt die Zeit um sich erneut zu geben.
So Aufbruch! Aus dem Grottenkeim des tiefen
Kreativen Schlummers in ein Leben
Wo Masken fallen - andere uns riefen:
Es ist endgültig Zeit, sich zu erheben!
E. Drexler.
Kunst aus dem Traumjahr
Chris Mennel zeichnet und lässt aus den Zeichnungen Filme und Gedanken
wachsen. Beim Zeichnen läuft oft die Filmkamera und erläutert schrittweise, was Chris beim Zeichnen denkt. Seine Zeichnungen mit schwarzem Filzstift dienen Chris als Grundlage für Einzelmotive
und Buntdrucke.
Die vom 8. bis 10.7.2022 in Honau gezeigten Zeichnungen sind ursprünglich
menschengroß: Zwölf "Traumgestalten" und eine "Traumpflanze". In der Ausstellung lässt sich das zwei Monate dauernde Anfertigen der Zeichnung "Traumpflanze" in Filmausschnitten mitverfolgen. Die
"Traumgestalten" schrumpfen zu kleinen Figuren,die sich kaufen lassen. Entstanden sind diese Werke in einem "Traumzimmer" in Stuttgart während 2021. Sie sind typische Produkte, wie Künstler sie
sich im Corona-Lockdown einfallen ließen: "Wir verkriechen uns und schaffen für eine wieder offene Zeit". Chris Mennels Werke aus dem "Traumzimmer" betreten bei "Kunst im Tuffsteinkeller" zum
ersten Mal die Außenwelt.
Die Homepage zur Ausstellung, die schon manche Grafik, Filme und Gedanken im voraus verrät - aber nicht die "Traumgestalten" - heißt www.traumjahr.de <
Anima
Lichtinstallation mit wachsenden Kristallen
Meine künstlerische Arbeit setzt sich stets mit naturgemäßen Phänomenen auseinander und manifestiert sich grundsätzlich im Wesen von Verlauf, Entwicklung und Veränderung.
Jeglicher Erscheinung der Wirklichkeit, jeder Daseinsform gilt potentiell mein Interesse, wenn ich deren Werden, Sein und Vergehen beobachten, untersuchen und künstlerisch bearbeiten kann. Ich bewege mich als Konzeptkünstlerin vorrangig im Forschungsfeld der Biologie, Geologie und Naturphilosophie. Dabei ist für mich entscheidend, der wissen-schaftlich fundierten Welt meine eigene künstlerische Welt entgegenzusetzen. So ent-stehen Arbeiten aus einem Wissen – einer Erkenntnis heraus, die mich neue Realitäten schaffen lässt.
Neben meinen Studien zur Vergänglichkeit der Natur widme ich mich seit 2011 alchemi-stischen Experimenten mit anorganischen Stoffen, die länger als ein Leben halten: Kristallen.
Ich möchte eine Ewigkeit erschaffen.
So ließ ich für die Lichtinstallation „Anima“ verschiedene Kristalle in den Leuchtkörpern über einen längeren Zeitraum wachsen. Von ihrer Umwelt abgeschlossen verfügen sie über eine Gestalt und eben besonders eine Gestaltungskraft, die sich hier in ihrer Gesamtheit farbintensiv und formenreich präsentiert. „Anima“, der Titel dieser Lichtinstallation, ist aus dem Lateinischen entnommen und bezeichnet das durch den Atem bedingte Lebensprinzip bzw. die Lebenskraft, von dem durch Carl Gustav Jung in der analytischen Psychologie der Begriff der Seele abgeleitet wurde – Seelen für eine Ewigkeit.
Material:
Glühkolben, LED, wachsende Kristalle
www.rosmarieweinlich.de
Zitternder Beifang _ Ansammlung
Honau.
Das Schloss liegt oben. Was ist ein Sockel?
Und darunter streut der Ort seine Architektur aus, vom Hölzchen zum Stöckchen und aus ihm getrieben. Tuffstein, Kirche und mindestens noch ein Schlösschen.
...Das Gedicht ist auch der Halm. Der rettende Halm. Und wir alle sind die, die ertrinken, und wir sind auch das Wasser in dieser schiffbrüchigen Welt… (Jan Skacel)
Die Malerin malt Farben. Keine richtigen Farben, keine falschen Farben, einfach nur Farben in Beziehungen, in Abstoßungen, im Drunter und Drüber. Malt Malerei, und die ist nichts anderes als eine
Ansammlung von Flüssigkeiten, über Jahre und beiläufig hin und her und hoch und runter über und auf Untergründe gestrichen und getropft. Und das Überflüssige des Flüssigen tropft ab, gerinnt und
verhärtet zu kleinsten Preziosen - ich nenne sie Coloriten - fast durchsichtige abgezogene Trugbilder und ähnlich dem, was vom Pinsel auf Leinwände abgestrichen unendliche Welten erschafft, dem
Zugriff entzogen.
Das ist das eine. Das andere ist das Problem, das bezaubernd Zufällige und Hinfällige - die Coloriten - nicht mit Sockeln zu erschlagen, mit Stützen zu stützen ohne das Stützen zu stützen und dem Wunder Raum lassen. Die Entscheidungen fallen vor Ort, fallen im Keller. Denn das Gedachte kann hinfällig werden. Wer weiß schon wohin.
Raumfüllung: Coloriten, aufgeständert
Material: Pigment/Binder/Stecknadeln/Latten/Latex/Draht u.a.
Das KartonOrchester, eine Installation im Feuerwehrkeller
Ein Berg Papier und Schachteln, den will man unwillkürlich mit einem Zündholz anstecken. Diese Attacke hat der Künstler Volker Illi tatsächlich mit einer anderen Papierarbeit schon
erlebt und wähnt sich hier vor Ort auf der sicheren Seite.
Das KartonOrchester, ein skulpturales Geräuschensemble mit über 50 verschiedenen Exemplaren, geht bei seinen Auftritten ins “Offene Freund“. Kantenbass, Schrillhauch,
elektrische Sofalehne, Papieroutfit und Masken liegen bereit.
Im Tuffkeller wächst das Instrumentarium heraus aus einer Landschaft, einer
Wunderkammer aus Licht und unerhörten Sounds.
Material:
Das KartonOrchester besteht hauptsächlich aus Karton, ist aber nicht rassistisch, liebt also auch andere Materialien wie Papier, Zwiebelrohl, Joghurtbecherstreifen, Sperrholz, Leder, Oranginafläschchen, Maßbänderblech und wie sie alle heißen.
Wie viele Spuren möchte ich hinterlassen?
Für eine Ausstellung 2005 habe ich ca 1.300 etwa faustgroße Keramikobjekte hergestellt, meine „NachtGeschenke“. In den folgenden Jahren waren sie immer wieder als unterschiedliche Installationen ausgestellt, zuletzt 2015 im Manggha Museum in Krakau.
Diese NachtGeschenke lagern in Kisten auf meinem Dachboden.
Für mich stellt sich die Frage, welche Verantwortung ich für meine künstlerischen Arbeiten, insbesondere die keramischen, übernehme. Warte ich auf einen potenten Käufer, der mir die Gesamtinstallation abkauft? Verschenke ich die Objekte an Freund*innen und Bekannte, von denen ich nicht sicher sein kann, ob sie meine NachtGeschenke wirklich gerne um sich haben wollen? Überlasse ich meinen Erben die Entscheidung, die zahlreichen Kisten zähneknirschend auf ihrem Dachboden zu lagern? Oder zu beschließen, sie nach meinem Tod – mit vermutlich schlechtem Gewissen – auf dem Recyclinghof im Bauschuttcontainer zu entsorgen?
Ich selbst habe diese Objekte produziert und möchte verantwortlich dafür sorgen, dass sie eine Bestimmung finden, die für mich angemessen und vertretbar ist. So will ich die Zeit im Honauer Keller nutzen, einen Teil meiner NachtGeschenke zu möglichst feinem Keramikstaub zu zerklopfen, sie, soweit möglich, zurückzuführen in ihren Urzustand – vielleicht kann wieder etwas Neues aus diesem Staub entstehen? Wird es mir gelingen, diesen Akt als nicht aggressiv, sondern wertschätzend und sachlich erlebbar zu machen?
Keramikobjekte können – wie wir wissen – Jahrtausende überdauern. Will ich das – angesichts der Spuren, die unsere Generation sowieso schon hinterlässt?
Abschluss-Performance – Zwischenraum
Als spezielles Event und passend zu dem Motto „Au revoir“ soll es am Sonntag eine Abschluss-Performance von Anke Zapf-Vaknin (Tanz) und Adrian Oswalt (Querflöte) geben. Mit unterschiedlichen musikalischen und tänzerischen Elementen werden sie den Weg von Keller zu Keller mit dem Publikum zusammen zurücklegen.
Anke Zapf-Vaknin studierte Musik und Bewegung/Rhythmik an der UdK Berlin und absolvierte ein Auslandsjahr an der Akademie für Musik und Tanz in Jerusalem. Sie ist künstlerisch, pädagogisch und forschend im Bereich der Improvisation unterwegs. Ihr besonderes Interesse gilt der Vermischung unterschiedlicher Bewegungskonzepte im improvisierten Tanz.
Adrian Oswalt studierte Querflöte und Komposition. Er war als Bühnenmusiker in Frankfurt am Main, Tübingen, Stuttgart und Berlin tätig. Er unternahm mehrere Konzertreisen in Europa, den USA und Asien. 2011 erhielt er den Europäischen Kompositionspreis der Europäischen Kulturstiftung Pro Europa.
In der Zusammenarbeit widmen sich die beiden Künstler der Interaktion zwischen Musik/Klang und Bewegung/Tanz. Sie experimentieren mit verschiedenen Anknüpfungs- und Dialogmöglichkeiten, die aus der Ähnlichkeit und der Andersartigkeit der beiden Medien Musik und Bewegung entstehen können. Dabei wandeln sich Klänge zu Bewegungen, Bewegungen werden zu Melodien, Impulse werden aufgegriffen, wieder fallen gelassen, variiert, kontrastiert.