Das Gebäude, das von einer Investorengruppe gekauft wurde und zwischenzeitlich als Flüchtlingsunterkunft diente, steht im Moment leer. Es ist vollkommen unmöbliert und ohne elektrischen Strom. Herr Florian Danner vom Architekturbüro Danner & Yildiz erklärte sich freundlicherweise dazu bereit, das Haus für eine Kunstausstellung zur Verfügung zu stellen.
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Die Ausstellung dauert eine Woche. Sie soll täglich ab Spätnachmittag bis in den Abend hinein geöffnet sein, so dass durch die Dämmerung und die Dunkelheit eine ganz besondere Atmosphäre entsteht.
Die Öffnungszeit von 17:00 bis 21:00 Uhr ermöglicht auch Berufstätigen, die vor Arbeitsende normalerweise keinen Zugang zur Kunst haben, eine Ausstellung zu besuchen.
Das Publikum ist aufgefordert, Taschenlampen mitzubringen.
Da die Beleuchtung von den BesucherInnen getragen wird, entsteht ein lebhaftes Lichtspiel. Dies ermöglicht, die Kunst unter ungewöhnlichen Bedingungen zu entdecken.
Die Kunsthistorikerin Frau Dr. Kristina Heide, die zwei Jahre lang in Malawi lebte, schreibt dazu:
„In Afrika fiel immer der Strom aus. Ich kenne Museumsbesuche mit Taschenlampen – magisch“.
Vernissage: Mittwoch 22. November um 18:30 Uhr
Begrüßung: Josefine Gras, 1. Vorsitzende, Ort für Kunst e.V.
Einführung: Serge Le Goff, Kurator
Musikalische Darbietung: Wolfgang Gruber
Diese Ausstellung ist ein Projekt des Vereins Ort für Kunst e.V.
Vernissage
Teilnehmende
Iris Abt
Anna Arlamova Peter Krullis
Marlene Barth Domon Serge Le Goff
Michael Berttram Andreas Martin
Henning Brandes Janine Mathieu
Jutta Cycon-Vorwerk Susanne Michel
Victor Daysun Matthias Mondon
Ines Dulay-Winkler Nina Nielebock
Gabriele Eberspächer Sabine Plocher
Ursula Henique Sandrine Sequaris
Astrid Heyden Natalie Squire
Nina Nielebock
Abfahrt
Auf Grundlage der Beschäftigung mit dem gleichnamigen Gemälde von Max Beckmann und der Auseinandersetzung mit 'Miranda' aus 'Der Sturm' von W. Shakespeare, entstanden 100 mit Graphit und Öl gezeichnete Blätter. Sie zeigen 400 tänzerisch anmutende Personen im Aufbruch.
Der Aktenraum des ehemaligen Kunstamts mit alten Rollschränken und Betonwänden, bietet eine spannende Kulisse zur Anbringung der Zeichnungen.
Performance von Anke Zapf-Vaknin im Installationsraum
Petra Herrig
Meine Arbeit für die Ausstellung mit dem Titel “Die Keimzelle der Kultur“ umfasste eine 9-teilige Serie von Werkzeugdarstellungen, alle im Format 30x30cm , Acryl auf Leinwand. Sie waren in einer Reihe über 2 Wände verteilt aufgehängt. Dazwischen hatte ich Platten mit Leuchtfolien (15x15cm) angebracht. Der Besucher hatte somit eine Raumsituation der leuchtenden Teile vorgefunden, ohne dass er eine Taschenlampe benutzte. Beim Leuchten mit der Lampe konnte er die Werkzeugdarstellungen entdecken und auch interaktiv teilnehmen, indem er die Leuchtfolien durch das Anstrahlen wieder neu auflädt.
Eine Installation aus blauen Zollstöcken/Metermassen mit dem Titel „Das Maß aller Dinge“ bot zudem Schattenspiele- unter der Regie des Betrachters mit seiner Taschenlampe.
Petra Herrig , Dezember 2017“
Kris Heide
Panoptikums
8 Tage in einem verlassenen, großen Bau ohne Licht, verlassen von Mitarbeitern des Jugendamtes, verlassen von Künstlern des Kunstamtes, verlassen von Bewohnern einer Übergangsunterkunft - Menschen mit ihren Geschichten von Schicksalen, Kunst, Heimat und Flucht.
Als ich die beiden schmalen, leergeräumten Bäder betrat, sah ich Räume mit Narben, die diese Geschichten, so schien es, in sich auf genommen hatten und im Dämmerlicht flüsterten. Ich wollte mich einlassen auf eine Vielheit von Geschichten.
So entstand die Idee des Panoptikums im Taschenlampenlicht, des Kuriositäten Kabinetts, das unterschiedlichste, eigenwillige Themen zeigt in Form von kleinformatigen Arbeiten, die man aus geringem Anstand lesen und anschauen konnte.
Peter Krullis
Fremd oder „wer hat Angst vorm schwarzen Mann?“
beschäftigt sich natürlich auch mit der Flüchtlingsproblematik. Diese ist sozusagen Grundlage meiner künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Thema, um das es mir hier tiefergründig geht:
Fremd – Fremd sein – Wer ist Wo fremd – was bedeutet es, für ein Land, für einen Kontinent, für den Einzelnen mit dem Fremden konfrontiert zu sein.
Bis zum Ende des Kunstamtes 2015 habe ich in diesem Haus ein Atelier betrieben. Danach zogen hier Flüchtlinge ein, waren übergangsmäßig in diesen Räumen untergebracht. Anlass für mich, mich in dieser letzten Ausstellung, die dieses Haus erleben darf, mit diesem Thema künstlerisch auseinanderzusetzen.
Bei der Konzeption meines Beitrags zu dieser Ausstellung, ließ mich die Tatsache, dass wir eine Ausstellung bei Dunkelheit ausrichten, an das alte Kinderspiel denken: „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?“
Wie gehen wir um mit diesem, mit diesen Fremden? Was bedeutet es für Europa – was bedeutet es für uns? Wollen wir uns einem Europa humanistischer Werte (der Aufklärung) zurechnen ? Einem Europa der Menschenrechte, der Menschenwürde, der Solidarität, der Freiheit, der Gleichheit, der Brüderlichkeit oder führen uns Überforderung oder vielleicht nur die Angst davor zu einem Europa der Abschottung, der Ausgrenzung, des Wegschauens, des Verteidigens unseres Reichtums um jeden Preis?
Wo stehen wir – wo stehe ich? Sind wir, bin ich Teil des Dilemmas, in dem sich Europa befindet und das sich ausweiten wird, ob wir wollen oder nicht - quo vadis .... ?
Janine Mathieu,
Closer
Lebendige Skulptur, Sitzsack, Farbe, Tapete, Leinwand, Spiegel. 2005 – 2017 (Work in progress)
Text und Melodie: Move Closer von Phyllis Nelson
Zweimal in der Ausstellungswoche wurde mit der Performance „Closer“ experimentiert. Dabei entstand die Malerei/Schrift an Wand und Fenster. An einem anderen Ausstellungstag war die dazugehörige Tonaufnahme zu hören.
Es ging um das Verlangen, Nähe zu spüren – frei nach Simone de Beauvoir „C'est le désir qui crée le désirable“ - aber auch um das Bedürfnis, Grenzen aufzuzeigen und den Mut und die Klarheit zu entwickeln „Fuck Off“ zu sagen.
Während der Performance spielte die Art und Weise, wie die Künstlerin von den Zuschauern beleuchtet wurde die Rolle der lebendigen Interaktion.
Marlen Bart Domon
Marlene Barth Domon präsentierte Skulptur und Malerei: Sechs Steine, Serpentin und Speckstein und 5 Akrylbilder.
Die Steine streben eine Balance zwischen unbehandelten und polierten Flächen an. Die sanfte Linien nähren den Wunsch nach haptischem Genuss.
Die vorgefundenen Figuren , Köpfe oder andere figurative Elemente sind von der Shona--kunst aus Simbabwe inspiriert: Der Sterngucker und die zweigesichtige Ikone kommen aus dem Reich der Fantasie. Die größte Skulptur erinnert an ein zu aufblühendes Gewaechs .
Mit den 3 kleinen Portraits auf Leinwand wurden Sucher mit der Taschenlampe zur intimen Begegnung angelockt . Ebenfalls in kräftigen Akryl Farben gemalt wurden das tanzende Paar und die leicht hingeworfene Buddhafigur.
Marlene Barth Domon arbeitet überwiegend in Akrylmalerei, Zeichnung und Stein.Die Liebe zu Bewegung und Tanz kommen in allen Techniken zum Vorschein."
Andreas Martin
Matthias Mondon - Natalie Squire
Abbruchhaus, Zeichen
An der Wand eines leeren Büroraums des ehemaligen Kunstamtes ist die
Bilderserie „Abbruchhaus“ (2010 / 2017) zu sehen:
Fotos von phantastischen Graffiti-Wesen in den verlassenen Räumen,
Details des im Verfall befindlichen Gebäudes von sich überlagernden Pril-Blümchen und Flamingo-Tapeten, gemalte blau-grüne Jugendstil-Ornamente auf dem Putz unter rubinroten Tapeten, leere mit
Blumentapeten überzogene Wandschränke, und abblätternde Putzschichten neben dem Fenster mit Blick auf die schon wartenden Baumaschinen.
An der Bürotür Bilder aus der Serie „Zeichen“: Details von
Kreidepfeilmarkierungen auf Asphalt (Theresienwiese München, 2016 / 2017)
Sandrine Séquaris
Anna Arlamova - Jutta Cycon-Vorwerk
Von der Idee, im unbeleuchteten früheren Kunstamt wieder eine Gemeinschaftsausstellung zu machen, die von Serge LeGoff und Gabi Eberspächer selbstlos und unbürokratisch organisiert wurde, waren Anna Arlamova und ich sofort begeistert. Passend zu dieser Ausstellung besorgten wir uns fluoreszierende Pigmente und Schwarzlichtlampen. Bei Schwarzlicht erschienen unsere Bilder ganz anders als bei normalem Taschenlampenlicht. Z.B. verwandelte sich eine Wiesenlandschaft von Anna in ein Gewimmel von Glühwürmchen. Leider können unsere Cameras diesen Effekt nicht abbilden. Deshalb füge ich eine Herbstlandschaft („Blick zum Schlossberg“) bei, die ich im Oktober 2017 am Steinenberg gemalt habe und die ebenfalls im alten Kunstamt ausgestellt war.
Es war schön, die früheren Kunstamtnachbarn und ihre neuen Arbeiten zu sehen und die Begeisterung der Besucher zu spüren. Danke, Gabi und Serge!
Gabriele Eberspächer
„time traveller“
Ein Spiel mit Licht und Schatten
Rauminstallation / Mixed Media
Motive von Fotos einer längst verflossenen Zeit wurden als umrisshafte Zeichnungen mit Phosphorfarbe auf transparente Acrylglasplatten übertragen. Mit einem gewissen Abstand zur Wand montiert und von den Besuchern mit ihren Taschenlampen beleuchtet, entsteht ein lebhaftes, sich ständig veränderndes Schattenspiel. Die dargestellten Figuren entwickeln nahezu ein Eigenleben und begeben sich, durch die verschiedenen Lichtquellen in Bewegung versetzt, auf eine Reise durch Zeit und Raum.
Treten die Figuren auf den durchsichtigen Trägern bei normaler Beleuchtung sehr zurück und ist die Wahrnehmung des Betrachters zunächst auf die hervorgerufenen Schatten gerichtet, so erscheinen sie unter Schwarzlicht plötzlich hell erstrahlend und treten gleichzeitig in Wechselwirkung mit ihren Schatten-Doppelgängern.
Bei Erlöschen aller Lampen gibt die Phosphorfarbe das gespeicherte Licht wieder ab, langsam verblassend, wie eine uralte Erinnerung.
Sabine Plocher
Rauminstallation: 'Kulturpflanze mit Schattenwurf ' :
Maispflanzen mit Wurzeln kopfüber an der Decke in Reihe befestigt.
Die Maispflanzen hängen für die flächige Monokulturen und erodierende Erde, die Schattenpflanzen an der Wand warten auf bessere Zeiten
Bilder:
Seestücke : fünfteilige Serie auf Hartfaserplatte 33 x 33 cm, 2013 Tempera, Öl, Acryl, Pastellkreide
Horizonte : dreiteilige Serie auf Druckpapier 25 x 43 cm, Tempera, Öl, Acryl2013